Donnerstag, 11. April 2013

Den Geist nicht unterbewerten

von Seneca

Es gibt mir zu denken, dass viele den Körper üben, aber nur wenige den Geist.
Ich mache mir meine Gedanken darüber, wie viele Menschen zu einer billigen und rein unterhaltsamen Veranstaltung zusammenströmen, während bei geistigen Veranstaltungen von Wert gähnende Leere herrscht.
Was für geistige Schwächlinge sind doch die, deren Arme und Schultern wir bewundern.
Folgendes aber macht mir am meisten zu schaffen:
Wenn der Körper doch durch Training so weit gebracht werden kann, dass er Faustschläge und Fußtritte aushält und das nicht nur von einem Gegner, um wieviel einfacher wäre es da, den Geist zu festigen, sodass er die Schläge des Schicksals siegreich hinnimmt und, wenn er am Boden hingestreckt und niedergetreten ist, sich wieder erhebt?
Der Körper braucht nämlich vieles, um in Kondition zu sein, der Geist dagegen entwickelt sich aus sich selber, er nährt sich und übt auch von selber. Der Körper hat viel Speise und Trank, viel Öl und ein langes Training nötig, die sittliche Haltung wird ihr ohne besonderen Aufwand gelingen. Alles, was Du an sittlicher Leistung zu Wege bringst, kommt mit und aus Dir.
Was brauchst Du eigentlich, um sittlich gut zu werden? Nur den Willen dazu. Was aber kannst du lieber wollen, als Dich aus der oben angedeuteten Versklavung zu lösen die alle bedrückt? Hast du nicht den Wunsch, auf irgendeine Weise zur geistigen Freiheit zu gelangen, in die Du äußerlich hineingeboren zu sein wähnst?
Sie kann man nicht kaufen, dieses Gut mußt Du Dir selber geben, von Dir selber bekommen!


Gute Nacht!

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