Mittwoch, 21. März 2018

Große Stille

von Max Dauthendey
Schwindelnde Nebel räuchern das Tal,
Luftwelt bauscht sich grau und kahl.
Weder Laub noch Wiese rauscht -
Große Stille, dumpf und taub.

Wolk' um Wolke ihren feuchten Platz vertauscht,
Und Dein Ohr den Nebeltropfen lauscht.
Jeder Tropfen spricht: Es war einmal .... .
Und die Bäume leuchten gelb und schmal.

Gute Nacht!

Sonntag, 18. März 2018

Ich lachte heut - warum? Wer sagt es mir?

von John Keats
Ich lachte heut – warum? Wer sagt es mir?
Kein Gott, kein Dämon ist, der Antwort sagt,
Der mir aus Himmel, Hölle Antwort wagt!
Nur Schweigen, – Herz, so wend ich mich zu dir:

Herz! Du und ich sind traurig und allein;
Ich frage: weshalb lachte ich? – Nun? Nun? –
O Dunkel, Dunkel! Und ich kann nicht ruhn,
Und Himmel, Hölle, Herz höhnt meine Pein!

Ich lachte heut – warum? – Kurz ist das Leben,
Sein Seligstes genoß beschwingt mein Geist –
Doch würd' ich heute gern dem Tod mich geben,

Der unsre bunten Fahnen schrill zerreißt:
Lied, Ruhm und Schönheit türmen nur den Thron
Für König Tod – des Lebens höchsten Lohn.

Gute Nacht!

Freitag, 9. März 2018

Vorfrühling

von Ernst Stadler

In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.
Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.
Winde schlugen an. Durch die verstörte Häusersenkung ging ich weit hinaus
Bis zu dem unbedecktem Wall und spürte: meinem Herzen schwoll ein neuer Takt entgegen.

In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.
Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.
Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt
War schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.

Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.
Überm Kanal, den junge Ausfahrtwinde wellten, wuchsen helle Bahnen,
In deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen.
In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.


Gute Nacht!

Sonntag, 4. März 2018

Isländisches Liebesgedicht

von Joochen Laabs
Ich bin der Bottich //
du drin der Hering. //
Und das Salz zwischen uns //
ist die Liebe //
die uns haltbar macht //
und zerfrisst.
 Gute Nacht!
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