von Wladimir Majakowski
Dichten ist dasselbe wie Radium gewinnen.
Arbeit: ein Jahr. Ausbeute: ein Gramm.
Man verbraucht, um ein einziges Wort zu ersinnen,
Tausende Tonnen Schutt oder Schlamm.
Doch neben dem Erz, dem zerfallenden, fahlen,
brennt jenes Wort ur-elementar;
es setzt in Bewegung mit seinem Strahlen
Millionen Herzen durch tausend Jahr.
Natürlich gibt's Dichter verschiedener Sorten.
Mancher treibt nur sein Zirkuszauberspiel bunt:
zieht endlos papierene Borten von Worten
sich und anderen aus dem Mund.
Was soll ich von lyrischen Kastraten sagen?
Leih'n sich von anderen Kraft und Gefühl.
Gewöhnliche Meister im Stehlen und Unterschlagen —
Veruntreuer gibt's ja im Lande jetzt viel.
Diese heutigen Oden und Gedichte,
umbrüllt vom Jubel, vom Klatschen umkracht,
gehn einst als Spesen ein in die Geschichte
dessen, was zwei, drei von uns vollbracht.
Gute Nacht!