Sonntag, 31. Dezember 2017

Der Dreizehnte Monat

von Erich Kästner
Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe?
Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße?
Wem zwölf genügen, dem ist nicht zu helfen.
Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen?

Der Frühling müßte blühn in holden Dolden.
Jasmin und Rosen hätten Sommerfest.
Und Äpfel hingen, mürb und rot und golden,
im Herbstgeäst.

Die Tannen träten unter weißbeschneiten
Kroatenmützen aus dem Birkenhain
und kauften auf dem Markt der Jahreszeiten
Maiglöckchen ein.

Adam und Eva lägen in der Wiese.
und liebten sich in ihrem Veilchenbett,
als ob sie niemand aus dem Paradiese
vertrieben hätt.

Das Korn wär gelb. Und blau wären die Trauben.
Wir träumten, und die Erde wär der Traum.
Dreizehnter Monat, lass uns an dich glauben!
Die Zeit hat Raum!

Verzeih, dass wir so kühn sind, dich zu schildern.
Der Schleier weht. Dein Antlitz bleibt verhüllt.
Man macht, wir wissen's, aus zwölf alten Bildern
kein neues Bild.

Drum schaff dich selbst! Aus unerhörten Tönen!
Aus Farben, die kein Regenbogen zeigt!
Plündre den Schatz des ungeschehen Schönen!
Du schweigst? Er schweigt.

Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.

Gute Nacht!
(und ein gesundes neues Jahr!)

Dienstag, 26. Dezember 2017

Über die Eigenliebe

von François de La Rochefoucauld

Eigenliebe ist Liebe zu sich selbst und zu allen Dingen um seinetwillen. Sie macht die Menschen zu Selbstanbetern und würde sie zu Tyrannen machen über andere, wenn das Schicksal ihnen die Mittel dazu gäbe. Sie verweilt niemals außer sich und streift fremde Gegenstände nur wie die Bienen die Blumen, um das ihr eigene zu gewinnen.
Nichts ist so stürmisch wie ihre Wünsche, nichts so verborgen wie ihre Absichten und nichts so verschlagen wie ihre Handlungsweisen. Ihre Geschmeidigkeit lässt sich nicht darstellen, ihre Wandlungen übertreffen die der Metamorphosen, ihre Verfeinerungen die der Chemie. Man kann weder die Tiefen ihrer Abgründe ermessen noch die Finsternisse durchdringen.
Dort unten lebt sie, den schärfsten Augen verborgen und bewegt sich auf tausend heimlichen Gängen. Dort ist sie oft unsichtbar sich selber, dort empfängt, nährt und bildet sie, ohne es zu wissen, unzählige Regungen von Liebe und Hass, und so ungeheuerliche, dass sie sie nicht erkennt oder sich nicht entschließen kann sie einzugestehen, wenn sie sie ans Tageslicht heraufgelassen hat.
Aus der Nacht, die sie bedeckt, entstehen die lächerlichen Meinungen über sich selbst, in denen sie befangen ist. Dort entspringen ihre Irrtümer, ihre Unwissenheit, Plumpheit und Albernheiten über sich selber. Dorther kommt es, dass sie ihre Gefühle für tot hält, wenn sie nur schlafen, und sich einbildet, keine Lust mehr zu haben zu laufen, wenn sie nur rastet und glaubt, von allen Lüsten frei zu sein, wenn sie sie nur gesteht. Aber diese dichte Finsternis, die sie ihrem Auge verbirgt, hindert sie nicht, alles außer ihr Liegende vollkommen wahrzunehmen. Hierin ist sie ähnlich unseren Augen, die alles entdecken und nur blind für sich selbst sind.


Gute Nacht! 

Montag, 18. Dezember 2017

Ach, hätt‘ ich früher dich gesehn

von Johanna Ambrosius
Ach, hätt‘ ich früher dich gesehn
Und wär’s ‘ne einz’ge Stund‘,
Wollt‘ segnen diesen Augenblick
Noch mit erblasstem Mund.

Ach, hätt‘ ich früher dich geliebt,
Du reines Seelenlicht,
Fürwahr, der Engel schönes Los,
Beneidete ich nicht.

Ach, hätt‘ ich früher dich geliebt,
Und wär’s auch nur im Traum,
Hing meiner Hoffnung Blütenkranz
Nicht welk am Lebensbaum.
Gute Nacht!

Sonntag, 10. Dezember 2017

Ist Evolution eine Theorie?

von Ernst Mayr

Evolution ist der wichtigste Begriff in der gesamten Biologie. Es gibt in diesem Fachgebiet keine einzige Frage nach dem Warum, die sich ohne Berücksichtigung der Evolution angemessen beantworten ließe. Aber die Bedeutung des Konzepts geht weit über die Biologie hinaus. Ob wir es uns klarmachen oder nicht: Das gesamte Denken der heutigen Menschen wird vom Evolutionsgedanken zutiefst beeinflusst - man ist sogar versucht zu sagen: bestimmt.
[...]
Evolution ist nicht nur eine Idee, eine Theorie oder eine Vorstellung, sondem der Name für einen natürlichen Vorgang. Dass er abläuft, lässt sich mit ganzen Bergen von Belegen dokumentieren, die nie jemand jemals widerlegen konnte. ... Heute ist es eigentlich irreführend, die Evolution als Theorie zu bezeichnen, nachdem man in den letzten 140 Jahren so umfangreiche Beweise für ihr Vorhandensein entdeckt hat. Evolution ist keine Theorie mehr, sondern schlechterdings eine Tatsache.


Gute Nacht!

Samstag, 2. Dezember 2017

Der Dezember

von Erich Kästner
Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, daß man's versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht." 

Gute Nacht!
G
M
T
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Montag, 27. November 2017

Das Nichtstun

von Michel de Montaigne

Auf Brachland wuchert, wenn der Boden fett und gehaltreich ist, vielerlei nutzloses Unkraut;…so ist es auch beim menschlichen Geist; wenn dieser sich nicht auf ein bestimmtes Thema konzentriert, durch das er in Zucht gehalten wird, schweift er ordnungslos nach allen Richtungen in dem unbegrenzten Reich der Phantasie umher; […] bei diesem unruhigen Schweifen bringt er lauter Torheiten und Grillen hervor; "Wahngebilde werden geschaffen wie Fieberträume." Das menschliche Denken wird sinnlos, wenn es kein bestimmtes Ziel hat; denn, so heißt es im Sprichwort, wer überall ist, ist nirgends: "Wenn einer viele Heimaten hat, hat er keine Heimat."
Vor kurzem habe ich den Entschluss gefasst, mich in Schloss Montaigne zur Ruhe zu setzen, in der Absicht, mich, soweit möglich, nur noch darum zu kümmern, wie ich ruhig und ungestört den kurzen Rest meines Lebens verbringen könne; da dachte ich, ich könnte meinem Geist keinen größeren Gefallen tun, als wenn ich ihm ermöglichte, fern von jeder anderen Betätigung sich selbst zu hegen und zu pflegen und in sich zu stiller Ruhe zu kommen; ich hoffte, dass ihm das jetzt leichter werden würde als früher, weil doch anzunehmen war, er sei mit der Zeit vorsichtiger und reifer geworden: ich finde aber, gerade das Gegenteil ist eingetreten, da "das Nichtstun immer eine Zersplitterung des Denkens erzeugt"; der Geist benimmt sich wie ein durchgegangenes Pferd; er arbeitet sich hundertmal mehr für sich selbst ab, als er sich früher in fremdem Dienst mühte; und er fördert ununterbrochen phantastische Hirngespinste und Missgeburten zutage, alle ohne Sinn und Zusammenhang; damit ich diese kindischen und merkwürdigen Erzeugnisse meines Geistes mir in Ruhe ansehen kann, habe ich mich daran gemacht, sie aufzuzeichnen in der Hoffnung, dass sich mein Geist mit der Zeit selber schämt, wenn er sieht, was er da angestellt hat.


Gute Nacht!
G
M
T
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Dienstag, 21. November 2017

Ach wie stille, ach wie stille

von Friedrich Heinrich Oser
Ach wie stille, ach wie stille
Ward's auf einmal in dem Haus,
Wo noch erst mein Kindlein hüpfte
Fröhlich lärmend ein und aus!

Ach wie stille, ach wie stille! —
Weckt mich Nachts kein lieber Laut,
Rufst den süßen Mutternamen
Nimmer mir, mein Engel traut!

Ach wie stille, ach wie stille
Ward's auf einmal, armes Herz,
Ja recht still, um auszuweinen
Ungestört den tiefen Schmerz!


Gute Nacht!

Sonntag, 12. November 2017

Das Hemd des Glücklichen

von Emanuel bin Gorion

Ein König war krank und ließ im Land verkünden, er wolle die Hälfte seines Reiches dem geben, der ihm Heilung bringe. Da versammelten sich die weisen Männer und beratschlagten, wie der König zu heilen wäre. Doch keiner wusste ein Mittel zu nennen. Nur einer meinte, es sei dennoch Hilfe möglich. Er sagte: Wenn man einen Menschen fände, der vollkommen glücklich wäre, diesem das Hemd auszöge und es den König anziehen ließe, so würde der Kranke genesen.
Sogleich wurden Boten entsandt, einen solchen Glücklichen zu suchen, und der Sohn des Königs zog ihnen voran. Aber sie konnten keinen Menschen finden, der mit seinem Schicksal zufrieden gewesen wäre. War einer reich, so litt er Krankheit und Schmerzen; war ein anderer gesund, so drückten ihn Armut und Not. Und fehlte einem dritten auch nichts, erfreute er sich der Gesundheit und hatte er Geld die Fülle, so keifte im Hause eine böse Frau und ungeratene Kinder machten ihm Sorge. Kurz, jeder klagte über sein Los und schalt es ungerecht.
Eines Abends aber ging der Sohn des Königs an einer Hütte vorbei und hörte drinnen einen Menschen so zu sich selber sprechen: „Nun hab ich meine Arbeit getan, hab mich sattgegessen und sattgetrunken und gehe schlafen; was fehlt mir noch? Ich bin der glücklichste Mensch.“ – Wie der Prinz diese Worte vernahm, ward er voll großer Freude und wollte das Hemd des Glücklichen für seinen Vater haben. Dem Armen sollte man Geld geben, wieviel er nur haben wollte.
Die Diener des Königs kamen zu dem Glücklichen und wollten ihm das Hemd ausziehen; allein – der Fröhliche war so arm, dass er nicht einmal
ein Hemd am Leibe hatte. 


Gute Nacht!

Donnerstag, 2. November 2017

Der November

von Erich Kästner
Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor ...
Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.
Die Wälder weinten. Und die Farben starben.
Nun sind die Tage grau wie nie zuvor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor.
Die letzten Kränze werden feilgeboten.
Die Lebenden besuchen ihre Toten.
In der Kapelle klagt ein Männerchor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Was man besaß, weiß man, wenn man's verlor.
Der Winter sitzt schon auf den kahlen Zweigen.
Es regnet, Freunde, und der Rest ist Schweigen.
Wer noch nicht starb, dem steht es noch bevor.
Und der November trägt den Trauerflor ...

Gute Nacht!

Dienstag, 24. Oktober 2017

Vom Sinn und Wahnsinn

von C. G. Jung

Indem man allgemein der Meinung huldigt, der Mensch sei das, was sein Bewusstsein von sich selber weiß, hält man sich für harmlos und fügt so der Bosheit noch die entsprechende Dummheit hinzu. Man kann zwar nicht leugnen, dass furchtbare Dinge geschehen sind und noch geschehen, aber es sind jeweils die anderen, die solches tun. Man schaue auf die teuflischen Mittel der Zerstörung, sie sind erfunden von vollständig harmlosen Gentlemen, von vernünftigen, angesehenen Bürgern, die all das sind, was wir wünschen. Und wenn die ganze Sache in die Luft fliegt und eine unbeschreibliche Hölle der Zerstörung aufreißt, so scheint niemand dafür verantwortlich gewesen zu sein. Es geschieht einfach. Und doch ist alles von Menschen gemacht!
Aber da jedermann blindlings davon überzeugt ist, dass er nichts ist als ein sehr bescheidenes und unwichtiges Bewusstsein, welches ordentlich seine Pflichten erfüllt und einen mäßigen Lebensunterhalt verdient, merkt niemand, dass diese ganze rational organisierte Masse, die man Staat oder Nation nennt, angetrieben wird von einer anscheinend unpersönlichen, unsichtbaren, aber furchtbaren Macht, die von niemandem und nichts aufgehalten werden kann. Diese schreckliche Macht wird meist erklärt als Furcht vor der benachbarten Nation, vor der man annimmt, sie sei von einem böswilligen Teufel besessen. Da niemand fähig ist zu erkennen, wo und wie stark er selbst besessen und unbewusst ist, projiziert man einfach den eigenen Zustand auf den Nachbarn und so wird es zu einer heiligen Pflicht, die größten Kanonen und das giftigste Gas zu haben.
Das Schlimmste dabei ist, dass man ganz recht hat! Alle Nachbarn werden beherrscht von einer unkontrollierten und unkontrollierbaren Angst, genau wie man selbst. In Irrenanstalten ist es eine wohlbekannte Tatsache, dass Patienten, die an Angst leiden, weit gefährlicher sind als solche, die von Zorn oder von Hass getrieben werden.


Gute Nacht!

Samstag, 14. Oktober 2017

Dummheit

von August Kopisch
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt’ ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd’ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, dass sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.

Gute Nacht!

Sonntag, 8. Oktober 2017

Wahrer Adel

von Seneca

Wiederum erniedrigst Du Dich und behauptest, in erster Linie sei die Natur, dann das Schicksal zu hart mit Dir verfahren. Trotzdem bist Du in der Lage, Dich über den Lebenszuschnitt des Alltagsmenschen zu erheben und zum höchsten Glück aufzusteigen. Wenn die Philosophie ein gutes an sich hat, dann dies, dass sie nicht auf den Stammbaum sieht.
Alle Menschen stammen, wenn man auf die erste Stufe der Abstammung zurückgeht, von den Göttern ab. Du bist römischer Ritter, und zu diesem Rang bist du durch deinen Fleiß gekommen. Vielen aber ist der Zugang zum Ritterstand verschlossen. Die Kurie läßt nicht jeden zu. Auch im Kriegslager sucht man sich wählerisch aus, wen man zu gefährlichen Aktionen heranzieht. Edle Haltung aber bleibt niemandem verwehrt. In dieser Hinsicht gehören wir alle zum Adel, die Philosophie weist niemanden ab. Sie wählt auch niemanden besonders aus. Ihr Licht leuchtet allen. Sokrates war kein Patrizier, Kleanthes schleppte Wasser und legte Hand an, um den Garten zu gießen. Platon kam zur Philosophie nicht als Adliger, sondern sie machte ihn zu einem solchen. Wie kannst Du nur behaupten, Du seist nicht in der Lage, es ihnen gleichzutun? Sie alle sind Deine Ahnen, wenn Du Dich ihrer würdig erweist. Das wirst Du dann tun, wenn Du von nun an selber davon überzeugt bist, dass Du Dich an Adel von niemandem übertreffen lässt. Wir haben alle die gleiche Anzahl Vorfahren. Der Ursprung einer jeden Familie liegt jenseits von Menschengedenken. Platon sagt, es gäbe keinen König, der nicht von Sklaven abstammt, und keinen Sklaven, der nicht Könige unter seinen Vorfahren habe. Alle diese verschiedenen Stände werden immer wieder durcheinandergewirbelt. Der Weg des Schicksals führt bald aufwärts, bald abwärts.
Wer ist edel? Wem die Natur die rechte Veranlagung zur Tugend verliehen hat. Das ist das einzige, worauf man achten muss. Was die Vergangenheit sonst noch anlangt, so hat ein jeder seinen Ursprung dort, wo weiter zurück nur das Nichts war. Von diesem Uranfang der Welt bis auf unsere Zeit führt eine Kette, die abwechselnd aus prächtigen und armseligen Gliedern gefügt ist. Nicht das feudale Haus voll rauchgeschwärzter Ahnenbilder verleiht Adel. Niemand hat vor uns zu unserem Ruhme gelebt. Auch gehört uns nicht, was vor uns war. Es ist der Geist, der Adel verleiht. Adel, der sich aus jeder Lebenslage über das Schicksal zu erheben vermag.
Man darf nicht darauf sehen, woher einer kommt, sondern wohin er geht.


Gute Nacht!

Montag, 2. Oktober 2017

Der Oktober

von Erich Kästner
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.

Geh nur weiter. Bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei's zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen.
Hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?

Geh nicht wie mit fremden Füßen,
und als hätt'st du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
Laß den Herbst nicht dafür büßen,
daß es Winter werden wird.

An den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sind's Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter. Bleib nicht stehn.

Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter.
Denn das Jahr ist dein Gesetz.

Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rauch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
"Stirb und werde!" nannte er's.

Gute Nacht!

Sonntag, 24. September 2017

Über Demokratie und Vernunft

von Karl Jaspers

Die Demokratie setzt die Vernunft im Volke voraus, die sie erst hervorbringen soll. Die widervernünftige Gewalt verschwindet nicht, solange nicht alle vernünftig sind. Wenn aber die Vernunft das Volk im Stiche lässt, was dann? Man kann unterscheiden den Willen der augenblicklichen Mehrheit und den vernünftigen Grundwillen in dem dauernden Wesen des Volkes. Jener augenblickliche Wille kann irren. Die Minorität, vielleicht sehr wenige können aus jenem Grundwillen die Wahrheit vertreten. Aber in der Realität gibt es kein Organ, das Instanz jenes Grundwillens wäre. Jede Einrichtung, das Staatsoberhaupt, das kleinste Gremium, Parlament und Volksabstimmung - jede kann versagen und dem Widervernünftigen verfallen. Wir sind gebunden an reale Instanzen. In der Demokratie sind wir an Majoritäten gebunden mit der Voraussetzung, dass deren Beschlüsse in der Folge als irrig korrigiert werden können. Wenn aber der Beschluss jede Korrektur ausschließt, da er schlechthin vernichtend wirkt? Den Missbrauch der Einrichtungen der Demokratie gegen die Idee der Demokratie mit Sicherheit zu verhindern, ist keine Einrichtung fähig, sondern nur die dauernde vernünftige Gesinnung der Menschen, die jener Einrichtungen sich bedienen. 

Gute Nacht!

Montag, 18. September 2017

Der wandernde Student

von Joseph von Eichendorff
Bei dem angenehmsten Wetter
Singen alle Vögelein,
Klatscht der Regen auf die Blätter,
Sing ich so für mich allein.

Denn mein Aug kann nichts entdecken,
Wenn der Blitz auch grausam glüht,
Was im Wandern könnt erschrecken
Ein zufriedenes Gemüt.

Frei von Mammon will ich schreiten
Auf dem Feld der Wissenschaft,
Sinne ernst und nahm zu Zeiten
Einen Mund voll Rebensaft.

Bin ich müde vom Studieren,
Wann der Mond tritt sanft herfür,
Pfleg ich dann zu musizieren
Vor der Allerschönsten Tür.

Gute Nacht!

Mittwoch, 13. September 2017

Aus dem Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars

von Jean-Jacques Rousseau

Stets würde ich der Natur so nahe als möglich bleiben, um den Sinnen, die ich aus ihrer Hand empfangen habe, zu schmeicheln, da ich mich nicht gegen die Ueberzeugung zu verschließen vermag, daß ich desto wahreren Genuß finden würde, je mehr ich ihn aus der Natur schöpfte. Bei der Wahl zur Nachbildung bestimmter Gegenstände würde ich sie beständig zum Muster nehmen; bei der Befriedigung meiner Begierden würde ich ihr stets den Vorzug einräumen; in Sachen des Geschmacks würde mir stets zu Rate ziehen; von den Speisen würden mir stets diejenigen am besten gefallen, zu deren Zubereitung sie selbst das meiste beigetragen hat, und die durch die wenigsten Hände zu gehen brauchen, ehe sie auf unseren Tisch gelangen. Den Fälschungen, mit denen man uns zu täuschen sucht, würde ich vorbeugen; dem Vergnügen würde ich entgegenkommen. Meine törichte und rohe Eßlust würde keinen Haushofmeister bereichern. Er sollte mir nicht schweres Gold wie Gift wirkende Leckerbissen verkaufen.Meine Tafel sollte gewiß nicht mit dem Prunk kostbaren Schmutzes und aus weiter Ferne herbeigeschafften Aases besetzt werden. Ich würde mich zur Befriedigung meiner Sinnlichkeit keine Mühe verdrießen lassen, weil diese Mühe schon an und für sich ein Vergnügen ist und das erwartete dadurch erhöht. Gelüftete es mich nach einem Gericht vom äußersten Ende der Welt her, so würde ich lieber, wie Apicius, mich aufmachen, um es an Ort und Stelle zu genießen, als es mir kommen zu lassen; denn auch den ausgesuchtesten Speisen fehlt es stets an einer Würze, die man nicht gleichzeitig mit ihnen versenden kann und die kein Koch zu ersetzen vermag: die Luft des Klimas, welches sie hervorgebracht hat.


Gute Nacht!

Samstag, 2. September 2017

Der September

von Erich Kästner
Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.

Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.

Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer qualmt im Feld.

Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.
Luftschaukeln möchten in den Himmel.
Doch sind sie wohl nicht fromm genug.

Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise.
Und was vorüber schien, beginnt.

Gute Nacht!

Montag, 28. August 2017

Der Mensch, durchtrieben und gescheit...

von Wilhelm Busch

Der Mensch, durchtrieben und gescheit,
Bemerkte schon seit alter Zeit,
Daß ihm hienieden allerlei
Verdrießlich und zuwider sei.
Die Freude flieht auf allen Wegen;
Der Ärger kommt uns gern entgegen.
Gar mancher schleicht betrübt umher;
Sein Knopfloch ist so öd und leer.
Für manchen hat ein Mädchen Reiz,
Nur bleibt die Liebe seinerseits.
Doch gibt's noch mehr Verdrießlichkeiten.
Zum Beispiel läßt sich nicht bestreiten:
Die Sorge, wie man Nahrung findet,
Ist häufig nicht so unbegründet.
Kommt einer dann und fragt: »Wie geht's?«
Steht man gewöhnlich oder stets
Gewissermaßen peinlich da,
Indem man spricht: »Nun, so lala!«
Und nur der Heuchler lacht vergnüglich
Und gibt zur Antwort: »Ei, vorzüglich!«
Im Durchschnitt ist man kummervoll
Und weiß nicht, was man machen soll. -

Gute Nacht!

Mittwoch, 23. August 2017

Das Nickerchen

von Tom Hodgkinson

Von all den kostenlosen Vergnügungen, die uns zur Verfügung stehen, ist das Nickerchen die einfachste und befriedigendste. Traditionell zur Mittagszeit oder der sechsten Stunde des Tages gehalten – daher der Name Siesta –, um auf diese Weise die Heimsuchung durch die Mittagsdämone zu verdösen, ist das Schläfchen nach dem Mittagessen für Menschen, die in weniger arbeitsbesessenen Ländern leben, alltägliche Wirklichkeit.
Es ist eine kriminelle Schande, dass man in Nordeuropa und den Vereinigten Staaten sein Nickerchen heimlich und voller Gewissensbisse machen muss, wo es doch die natürlichste Sache der Welt ist. Es ist geradezu verrückt, acht Stunden am Stück oder mehr zu arbeiten, ohne zwischendurch zu schlafen.
Wir sollten stets ein Kissen mitnehmen, egal wohin wir gehen. Suchen wir uns eine stille Ecke zum Dösen, in der Kirche oder im Park. Ein Nickerchen am Tag hat die gleiche Wirkung wie eine Million Vitamintabletten und Nahrungsergänzungsmittel. Sanfter, süßer, wohltuender Schlummer – Balsam für die müde Seele!


Gute Nacht!

Dienstag, 15. August 2017

Das Fräulein stand am Meere

von Heinrich Heine
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

Gute Nacht!

Montag, 7. August 2017

So fließt das Leben dahin

von Blaise Pascal

Die Menschen haben einen geheimen Trieb, der sie dazu bringt das Vergnügen und die Beschäftigung außen zu suchen, der aus dem Gefühl ihres beständigen Elends hervorgeht. Und sie haben einen andern Geheimen Trieb, der von der Größe ihrer ersten Natur übrig ist, der ihnen zu erkennen gibt: das Glück sei in Wahrheit nur in der Ruhe. Und aus diesen beiden widerstreitenden Trieben bildet sich in ihnen ein verworrner Lebensplan, der sich ihrem Blick in der Tiefe ihrer Seele verbirgt, der sie veranlaßt durch unruhige Geschäftigkeit nach der Ruhe zu streben und sich immer ein zu bilden: die Befriedigung, die sie nicht haben, werde kommen, wenn sie einige Schwierigkeiten, die sie vor Augen sehen, übersteigen und sich dadurch die Pforte zur Ruhe eröffnen können.
So verfließt das ganze Leben. Man sucht die Ruhe, indem man einige Hindernisse bekämpft und wenn man sie überstiegen hat, wird die Ruhe unerträglich. Denn man denkt entweder an die Uebel, die man hat, oder an die, von welchen man bedroht wird. Und wenn man sich auch von allen Seiten sicher sähe, so würde doch die Langeweile nicht säumen in eigner Kraft aus dem Grund des Herzens, wo sie natürliche Wurzeln hat, hervor zu kommen und den Geist mit ihrem Gift zu erfüllen.
[...] Ich tadle gleicher Weise so wohl die, welche den Entschluß fassen den Menschen zu loben als die, welche sich entschließen ihn zu tadeln als auch die, welche sich entschließen ihn zu zerstreuen und ich kann nur die suchen mit Seufzen.


Gute Nacht!

Mittwoch, 2. August 2017

Der August

von Erich Kästner 

Nun hebt das Jahr die Sense hoch
und mäht die Sommertage wie ein Bauer.
Wer sät, muß mähen.
Und wer mäht, muß säen.
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

Stockrosen stehen hinterm Zaun
in ihren alten, brüchigseidnen Trachten.
Die Sonnenblumen, üppig, blond und braun,
mit Schleiern vorm Gesicht, schaun aus wie Frau'n,
die eine Reise in die Hauptstadt machten.

Wann reisten sie? Bei Tage kaum.
Stets leuchteten sie golden am Stakete.
Wann reisten sie? Vielleicht im Traum?
Nachts, als der Duft vom Lindenbaum
an ihnen abschiedssüß vorüberwehte?

In Büchern liest man groß und breit,
selbst das Unendliche sei nicht unendlich.
Man dreht und wendet Raum und Zeit.
Man ist gescheiter als gescheit, -
das Unverständliche bleibt unverständlich.

Ein Erntewagen schwankt durchs Feld.
Im Garten riecht's nach Minze und Kamille.
Man sieht die Hitze. Und man hört die Stille.
Wie klein ist heut die ganze Welt!
Wie groß und grenzenlos ist die Idylle ...

Nichts bleibt, mein Herz. Bald sagt der Tag Gutnacht.
Sternschnuppen fallen dann, silbern und sacht,
ins Irgendwo, wie Tränen ohne Trauer.
Dann wünsche Deinen Wunsch, doch gib gut acht!
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

Gute Nacht!

Dienstag, 25. Juli 2017

Liebe, die erlösende Gewalt

von Martin Luther King

Warum sollen wir unsere Feinde lieben?
Der erste Grund ist offensichtlich: Vergelten wir mit Hass, so vervielfältigen wir diesen und fügen einer ohnehin sternenlosen Nacht neue Finsternis hinzu. Finsternis kann keine Finsternis vertreiben. Das gelingt nur dem Licht! Hass kann den Hass nicht austreiben. Das gelingt nur der Liebe! Hass verfielfältigt den Hass, Gewalt mehrt Gewalt, Härte vergrößert Härte in einer ständigen Spirale der Vernichtung.
Wenn Jesus sagt: Liebet eurer Feinde!, so stellt er ein tiefes und letztlich unausweichliches Gebot auf. Sind wir in unserer modernen Welt nicht so in Bedrängnis geraten, dass wir unsere Feinde lieben müssen, wenn wir uns retten wollen? Die Kettenreaktion des Bösen, Hass, der neuen Hass gebiert, Kriege, die neue Kriege nach sich ziehen, muss unterbrochen werden, sonst werden wir in den Abgrund der Vernichtung stürzen.
Aber noch aus einem weiteren Grund müssen wir unsere Feinde lieben. Hass verletzt die Seele und zerstört die Persönlichkeit. Wir wissen, dass der Hass ein Übel und eine gefährliche Macht ist, aber zumeist bedenken wir nur, was er dem Menschen antut, gegen den er gerichtet ist. Das ist begreiflich, denn der Hass fügt seinen Opfern unheilbaren Schaden zu. Aber es gibt auch noch eine andere Seite: Der Hass ist auch für den Menschen verderblich, von dem er ausgeht. Wie ein Krebsgeschwür zerfrisst der Hass die Persönlichkeit und ihre Lebenskräfte. Der Hass zerstört den Sinn für menschliche Werte und die Objektivität. Er bringt den Menschen dazu, das Schöne als hässlich, das Hässliche als schön und das Wahre als falsch zu sehen.
Schließlich aber stellt die Liebe die einzige Kraft dar, die Feinde in Feunde verwandeln kann. Wir befreien uns nie von einem Feind, wenn wir Hass mit Hass vergelten. Wir entledigen uns seiner nur, wenn wir uns von der Feindseligkeit freimachen. Seiner ganzen Natur nach zerstört der Hass und zieht hinab. Die Liebe hingegen baut ihrem ganzen Wesen nach auf und ist schöpferisch. Liebe verwandelt mit erlösender Gewalt!


Gute Nacht!

Dienstag, 18. Juli 2017

Beschwichtigter Zweifel

von Friedrich Rückert
Über meinen eignen Kopf
Bin ich nicht im reinen,
Hab' ich, wie ein andrer Tropf,
Einen oder keinen?

In der Schenke, wann der Wein
Mir zu Kopfe steiget,
Fühl' ich erst der Kopf ist mein,
Und der Zweifel schweiget.
Gute Nacht!

Sonntag, 9. Juli 2017

Der Ausweis

von Kurt Tucholsky
»Die Losung, Bursche!«
»Hie gut Brandenburg allewege!«
»Passiert!«
Wenn der Deutsche mal irgendwo hingehen muß, braucht er einen Ausweis. Es gibt in diesem Lande wahrscheinlich überhaupt kein Haus und keinen Raum, für die man nicht einen Ausweis brauchte. Der Vorgang ist immer derselbe: den ahnungslosen Wanderer überfällt ein barscher Mann, knurrt ärgerlich: »Ausweis?« wirft die Leute ohne den Fetzen Papier wieder zurück und läßt die Leute mit dem Fetzen Papier ins gelobte Land. Wo bekommst du einen Ausweis her?

Um einen Ausweis zu bekommen – manchmal heißt der Ausweis Paß oder Anmeldeschein oder Passierkarte oder Personalpapier – um einen Ausweis zu bekommen, mußt du in Deutschland in ein Büro gehen. In dem Büro sitzt ein Mann, der frühstückt. Du klopfst vorsichtig an, gehst leise herein (dass du dir nicht die Stiefel vor der Tür ausziehst, liegt nur daran, dass du noch nicht genügend Chinese bist), siehst dich unendlich ehrfurchtsvoll im Heiligtum um und wagst endlich, den Mund aufzumachen: »Guten Tag!« Nichts. Der Beamte klappt seine Stulle auf. Käse. Mutter hätte auch ... Der Beamte ist ärgerlich. Du sagst nichts. Eine dicke Fliege stößt sich den Kopf an der Fensterscheibe. Nach einer langen Weile bekommst du eine revolutionäre Wallung und machst: »Rhm!« – Gar nichts. Nach einer längeren Weile wendet der Käsemann den Kopf, sieht dich, der du ärgerlich hinter der Schranke aufgebaut stehst, vorwurfsvoll an und hebt den Kopf mit einem Geräusch, das ungefähr ›He‹ heißen kann. Du sagst deinen Vers auf. Du wolltest, sagen wir, nach Schlesien fahren und einen ausgestopften Bernhardiner mitnehmen und deine alte Tante, und du brauchst dazu eine Ausfuhrbewilligung und eine Einreiseerlaubnis und einen, Herrgottnichtnochmal, einen Ausweis.

Die Tragödie beginnt. Der Käsemann macht dir soviel Schwierigkeiten, bis dir die Lust vergeht, in deinem ganzen Leben je noch einmal nach Oberschlesien zu fahren, und bis deine alte Tante und der ausgestopfte Bernhardiner gänzlich von den Motten zerfressen sind. Du hattest dir das so einfach gedacht – aber der Mann belehrt dich eines bessern. Ungeheuerer Kummer türmt sich vor dir auf: denn welchen Zweck hätte sonst das Dasein des Mannes hinter der Schranke, wenn er dir keinen Kummer machen könnte? Nach unendlichem Gewürge bekommst du einen Ausweis.


Gute Nacht!
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