Mittwoch, 26. August 2020

Die Erinnerung

von Dietrich Bonhoeffer
 
Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie garnicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.


Gute Nacht!

Sonntag, 2. August 2020

Leise gesponnene Fäden

von Jeannie Ebner
Leise gesponnene Fäden aus Tagtraum
Zieht mein Herz hinter sich her.
Du versuchst es festzuhalten
Und staunst vor den leeren Fingern,
An denen es glitzert wie Spott.
Mach die Tür auf.
Mein Schlafweg führt still hinaus in den Klee.
Und frag mich am Morgen nicht, wieso mein Haar
Duftet nach Wildheit und sanftem Tau.
Vielleicht bringe ich dir einmal die Sterne
Samt ihren Stielen mit heim,
Und du darfst bei ihrem Schein blättern
In einem alten Buch,
In dem das Geheimnis der Liebe,
Schon sehr verblasst, für dich aufgeschrieben steht.

Gute Nacht!
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