Mittwoch, 12. November 2014

Lied von den Schnecken, die zum Begräbnis ziehen

von Jacques Prévert
Zwei Schnecken ziehen zum Begräbnis
Des verstorbenen Blattes.
Schwarz ist ihr Schneckenhaus
Und ihre Hörnchen tragen einen Trauerflor.
So ziehn sie in die Dämmerung!
An einem herbstlich schönen Abend
Doch als sie endlich ankommen,
Ist’s schon Frühling
Die toten Blätter
Sind alle auferstanden
Und die beiden Schnecken
Sind arg enttäuscht.
Die Sonne aber
Spricht:
Nehmt doch wenigstens Platz.
Trinkt ein Glas Bier.
Wenn’s euch danach ist,
Nehmt wenn ihr mögt,
Den Omnibus nach Paris
Er fährt heut abend.
Die Landschaft ist sehenswert,
Aber tragt keine Trauer
Ich bitte drum,
Es trübt das Weiße im Auge
Und macht häßlich.
Grabgeschichten
Sind traurig und gar nicht nett
Tragt wieder Farben,
Die Farben des Lebens.
Da beginnen alle Tiere,
Alle Bäume und Pflanzen
Aus vollem Hals zu singen!
Das große Lebenslied,
Das Lied des Sommers
Und alles trinkt und prostet.
Es ist ein wirklich hübscher Abend,
Ein hübscher Sommerabend
Und die beiden Schnecken
Kehren nach Hause zurück.
Sehr erhoben,
Voller Glück.
Ein bißchen torkeln sie,
Des vielen Trinkens ungewohnt.
Aber am Himmel droben
Behütet sie der alte Mond.
Gute Nacht!

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