von Giacomo Leopardi
Welches ist die angenehmste Gesellschaft?
Diejenige,
welche uns so erkennen lässt, wie wir uns selber sehen, dank derer wir
uns an uns selber freuen, die uns überredet, wir taugten mehr als wir
geglaubt hätten, die uns bestimmte Eigenschaften als lobenswert zeigt,
die wir nicht oder nicht in dem Maße dafür gehalten hätten, diejenige,
die wir mit größtem Respekt vor uns selber verlassen, die uns
zufriedener mit uns selber entläßt.
Alles ist Eigenliebe, beim
Menschen und bei jedem anderen Lebewesen. Liebenswert scheint und ist
allein der, welcher die Eigenliebe der anderen pflegt, ihr schmeichelt
und so weiter. Dies gehört zu den wichtigsten Beobachtungen und
Kunstgriffen, wenn man als guter Gesellschafter gelten, wenn man sich
angenehm und beliebt machen, wenn man begehrt und erfolgreich sein will,
namentlich im galanten Verkehr.
Den Könnern in diesem Fach ist dies
wohlbekannt. Wie oft wünscht man sich jemandes Gesellschaft, findet in
ihr ein neues und besonderes Vergnügen? Man weiß nicht genau, warum,
doch man schreibt es dem liebenswürdigen Umgang und Charakter des
anderen zu. Der wahre Grund ist, dass er es versteht, uns einen höheren
Begriff von uns selber zu geben oder auch unser günstiges Urteil über
uns zu bestätigen.
Gute Nacht!
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