von George Bernard Shaw
Die Mehrheit der Ehepaare
lernt einander niemals wirklich kennen; sie gewöhnt sich nur daran,
dasselbe Haus, dieselben Kinder und dasselbe Einkommen zu haben, und das
ist etwas ganz anderes.
Wenn alle Eheleute wirklich zusammen lebten,
würde unzweifelhaft die bloße Gewalt der Tatsache diesem unmenschlichen
Unsinn innerhalb eines Monats, wenn nicht eher, ein Ende machen. Aber
sie werden dieser Prüfung sehr selten unterzogen. Der typische Ehemann
sieht seine Frau viel seltener als seinen Geschäftspartner, seinen
Mitbeamten oder seinen täglichen Arbeitsgenossen. Mann und Frau leben in
der Regel nicht zusammen. Sie essen lediglich morgens und abends
zusammen und schlafen im selben Zimmer. In den meisten Fällen weiß die
Frau nichts vom Arbeitsleben des Mannes, und er weiß nichts von ihrem
Arbeitsleben (er nennt es: ihr häusliches Leben). Es ist auffallend, daß
eben diejenigen Leute, welche von der Geschlossenheit und Heiligkeit
der Ehe die absurdeste und romantischste Auffassung haben, andererseits
am tiefsten überzeugt sind, daß der Bereich des Mannes und der Bereich
der Frau gänzlich getrennt bleiben müssen und die Eheleute nur in den
Augenblicken ihrer Muße zusammen sein dürfen.
Ich kenne eine Frau,
die fünfmal verheiratet war. Sie ist, wie zu erwarten war, eine weise,
anziehende und interessante Frau. Die Frage ist nur: ist sie weise,
anziehend und interessant, weil sie fünfmal verheiratet war, oder war
sie fünfmal verheiratet, weil sie weise, anziehend und interessant ist?
Gute Nacht!
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