von Meister Eckhart
Der
Mensch soll sich durch gar nichts entmutigen lassen, solang er sich
guten Willens weiß. Und soll sich nicht betrüben, wenn es ihm schwer
wird, den Willen zur Tat zu vollbringen.
Ja, er soll sich dem Guten
nicht mehr ferne glauben, wenn er den rechten guten Willen in sich
findet. Es fehlt dir nichts mehr, wenn du echten rechten Willen hast.
Weder Minne noch Demut noch sonst eine Tugend, sondern was du mit aller
Kraft und ganzem Willen willst, das hast Du schon und kein Gott und
keine Kreatur kann dir's rauben! Wenn dein Wille ein ganzer ist und
Gottes wegen will und vor ihm gegenwärtig stehe. Kein "Ich wollte wohl",
nein, das wäre Künftiges, sondern "Ich will", dass es jetzt so also
sei!
Hab acht, wär ein Ding auch tausend Meilen weg und ich will es
haben, so ist es noch eigentlicher mein Eigen, als was ich in meinem
Schoß halte, ohne seiner zu begehren.
Es kommt alles auf den Willen
an und da ist denn der gute nicht minder kräftig zum Guten als der böse
zum Bösen. Das lass dir gesagt sein, wenn ich auch nie die böse Tat
vollbringe und habe doch den Willen zum Bösen, so hab ich die Sünde, als
hätte ich schon die Tat selbst vollbracht.
Ich kann mit einem
einzigen gründlich bösen Wollen so schwere Sünde tun, als hätte ich alle
Welt gemordet und hab doch keinen Finger dazu gerührt. Warum nun sollte
solche Macht nicht auch der gute Wille haben? Ja! Noch viel, viel mehr.
Gute Nacht!
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