von Blaise Pascal
Man belastet den Menschen von
Kindheit an mit der Sorge um ihre Ehre, ihre Güter und sogar um das Gut
und die Ehre ihrer Verwandten und Freunde. Man überlastet sie mit dem
Studium der Sprachen, Wissenschaften, Leibesübungen und Künste. Man
bürdet ihnen Geschäfte auf, und tut ihnen dar, dass sie nicht glücklich
sein werden, wenn sie nicht durch ihre Betriebsamkeit und ihre Sorgfalt
dafür Sorge tragen, dass ihr Vermögen und ihre Ehre und selbst das
Vermögen und die Ehre ihrer Freunde in gutem Stande sei, und lässt sie
in dem Glauben, dass sie unglücklich werden, wenn ihnen ein einziges von
diesen Dingen fehlte. So gibt man ihnen Ämter und Geschäfte, die ihnen
zu schaffen machen vom Morgen bis an den Abend.
Das, sagt ihr,
sei eine seltsame Art sie glücklich zu machen. Was könnte man Besseres
tun, sie unglücklich zu machen? Fragt ihr, was man tun könnte? Man
brauchte ihnen nur alle diese Sorgen zu nehmen, denn alsdann würden sie
sich selbst sehen und an sich selbst denken, und das eben ist ihnen
unerträglich. Auch nachdem sie sich mit so vielen Geschäften beladen,
wenn sie noch einige Zeit der Erholung haben, suchen sie auch diese zu
verlieren in irgend einem Vergnügen, das sie ganz in Besitz nimmt und
sie sich selbst entreißt.
Darum habe ich, wenn ich anfing das
mannigfaltige Hin- und Hertreiben der Menschen zu betrachten, wie sie
sich den Gefahren und Mühseligkeiten aussetzen, am Hofe, im Kriege, bei
der Verfolgung ihrer ehrgeizigen Ansprüche und wie daraus so viele
Zwistigkeiten, Leidenschaften, gefährliche und verderbliche
Unternehmungen entspringen, wiederholt gesagt, dass alles Unglück des
Menschen daher kommt, dass er es nicht versteht, ruhig allein mit sich
in einem Zimmer zu bleiben.
Gute Nacht!
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