von Victor Auburtin
Der
Philosoph saß in seinem Studierzimmer und wollte über das Wesen der
Dinge nachsinnen. Aber sein weißes Kätzchen sprang auf den Tisch,
schmiegte sich an den Philosophen und störte ihn in jeder Weise. Da warf
er dem Kätzchen einen Champagnerpfropfen auf die Erde hin; das Kätzchen
stürzte sich darauf und begann, den Champagnerpfropfen vor sich her zu
jagen.
Und ungestört konnte der Philosoph nun folgendes denken: Es
ist etwas. Aber was ist? Und was heißt sein? Was ist, kann nicht
nichtsein, und alle Dinge sind, die nicht nichtsind.
Die Katze
trudelte den Champagnerpfropfen von dem Arbeitstisch zum Kamin; ihre
Augen leuchteten vor Eifer, denn der Verdacht war ihr gekommen, dass dies
kein Champagnerpfropfen sei, sondern eine Maus, die sich nur so stelle,
als sei sie ein Champagnerpfropfen.
Offenbar, so folgerte der
Philosoph weiter, offenbar gibt es Dinge, die sind, und Dinge, die nicht
sind. Die Welt teilt sich also in zwei große Kategorien: Kategorie a:
die Dinge, die sind; Kategorie b: die Dinge, die nicht sind. Aber was
heißt nun nicht sein? Nicht sein heißt nicht vorhanden sein. Wenn ich
also sage, in der Kategorie b sind die Dinge, die nicht sind, begehe ich
einen greifbaren Widerspruch. Denn was nicht ist, kann nirgendwo sein,
also auch in der Kategorie b nicht. So bleibt nur die Kategorie a übrig,
und alle Dinge sind. Es ist also etwas, aber was ist und was heißt
sein?
Während der Philosoph so dachte, hatte die Katze den
Champagnerpfropfen rund um das Zimmer gejagt und trieb ihn nun zu dem
Arbeitstisch zurück. Dort ließ sie ihn liegen, denn sie war jetzt
überzeugt, dass es doch keine Maus, sondern einfach ein Pfropfen sei.
Der Philosoph blickte sie an und lächelte.
»Törichtes Tier«, sprach er, »bist du nun weiter gekommen, dass du den Pfropfen einmal im Kreise herum gejagt hast?«
Gute Nacht!
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