von Hermann Hesse
Jeder, der seinen Weg geht, ist ein
Held. Jeder, der das wirklich tut und lebt, wozu er fähig ist, ist ein
Held — und selbst wenn er dabei das Dumme oder Rückständige tut, ist er
viel mehr als tausend andere, die von ihren schönen Idealen bloß reden,
ohne sich ihnen zu opfern.
Dies gehört zu den Verwicklungen beim
Betrachten der Welt: dass die schönen Gedanken, Ideale und Meinungen gar
nicht immer auch in Händen der Edelsten und Besten sind.
Es kann ein
Mensch für veraltete, überholte Götter aufs edelste kämpfen und sterben,
er macht dann vielleicht den Eindruck eines Don Quichote, aber Don
Quichote ist ja durch und durch Held, ist durch und durch adlig.
Umgekehrt
kann ein Mensch sehr klug, belesen, redegeschickt sein, und schöne
Bücher schreiben oder Reden halten, mit den bestechendsten Gedanken und
Ideen, und kann doch bloß ein Schwätzer sein, der bei der ersten ernsten
Forderung nach Opfer und Verwirklichung davonläuft.
Der »Held« ist
nicht der gehorsame, brave Bürger und Pflichterfüller. Heldisch kann nur
der Einzelne sein, der seinen »eigenen Sinn«, seinen edlen, natürlichen
Eigensinn zu seinem Schicksal gemacht hat. »Schicksal und Gemüt sind
Namen eines Begriffes«, hat Novalis gesagt, einer der tiefsten und
unbekanntesten deutschen Geister.
Aber nur der Held ist es, der den Mut zu seinem Schicksal findet.
Würde die Mehrzahl der Menschen diesen Mut und Eigensinn haben, so sähe die Erde anders aus.
Gute Nacht!
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