von Arthur Schnitzler
In den Beziehungen zwischen
Menschen gibt es so wenig einen Stillstand wie im Leben des einzelnen.
Es gibt Beginn, Entwicklung, Höhepunkt, Abstieg und Ende, und gerade so
wie beim Individuum selbst Erkrankungen der verschiedensten Art:
Unpässlichkeiten, angeborene Krankheiten, Erschöpfungszustände,
Alterserscheinungen; - und auch an Hypochondrien fehlt es keineswegs.
Manche Beziehungen gehen schon an Kinderkrankheiten zugrunde; auch
solche, die durch Sorgfalt, gute Pflege, kurz, durch eine vernünftige
Hygiene erhalten werden können; andere schwinden in der Blüte ihrer
Jahre durch interkurrente Krankheiten dahin, andere wieder sterben
früher oder später an konstitutionellen Leiden, die selten rechtzeitig
diagnostiziert wurden; einige altern rasch, andere langsam, manche sind
scheintot und können durch Geduld, durch Anwendung der richtigen Mittel,
durch guten Willen wieder zum Leben erweckt werden. Aber auch darin
gleichen die menschlichen Beziehungen den Menschen selbst, dass nur
wenige sich in das Unvermeidliche fügen, Wissen, Leiden und Alter mit
Würde tragen und in Schönheit sterben.
Gute Nacht!
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