Sonntag, 16. Juni 2019

Pantoffel

von Hugo Salus
Ich schlafe heut allein: sie ist verreist;
Sie fuhr zu meinen Eltern, die sie lieben
Fast mehr als ihren Sohn. Ich bin verwaist,
Allein in unserm Nest zurückgeblieben.

Nun sitzen sie daheim beim Lampenlicht
Und lächeln mild zu ihren krausen Scherzen
Und lachen, wenn sie ernste Dinge spricht,
Und denken mein im froh bewegten Herzen.

Ich lösch' das Licht und träume vor mich hin.
Ich rühre leis ihr Kissen "Schlaf in Frieden!
Ich weiß, daß ich in deinen Träumen bin,
Und denk', auch mir wird heut ein Traum beschieden".

Da klappert's durch's Gemach, da trippelt was!
Pantoffelklappern! Flink, wie um die Wette.
Ich träume nicht, doch wie begreif ich das?
Und trappt und klappert her zu meinem Bette.

Rasch aus dem Bett! Still wird's beim Schein des Lichts.
Ich suche nach, wo sich der Spuk verstecke.
Da stehn ganz still, als wüßten sie von nichts,
Die Hausschuh meiner Frau in ihrer Ecke.

Duckmäuser ihr! Habt wohl Befehl von ihr?
Zwingt euch verliebte Sehnsucht, euch zu regen?
Ich schaff mir Ruh! Ich nehme euch zu mir,
Ich will euch unter meinen Polster legen,

Wie ich als Kind, wenn mich ein Buch entzückt,
Es unterm Kissen über Nacht geborgen,
Gewiß, daß mir der Traum den Helden schickt,
Und er mir nah verbleibe bis zum Morgen ...
Gute Nacht!

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