von Immanuel Kant
Die tierische Unmäßigkeit, im Genuß der Nahrung, ist der Mißbrauch der
Genießmittel, wodurch das Vermögen des intellektuellen Gebrauchs
derselben gehemmt oder erschöpft wird. Versoffenheit und Gefräßigkeit sind die Laster, die unter diese Rubrik gehören. Im Zustande der
Betrunkenheit ist der Mensch nur wie ein Tier, nicht als Mensch, zu
behandeln; durch die Überladung mit Speisen und in einem solchen
Zustande ist er für Handlungen, wozu Gewandtheit und Überlegung im
Gebrauch seiner Kräfte erfordert wird, auf eine gewisse Zeit gelähmt.
Daß sich in einen solchen Zustand zu versetzen Verletzung einer Pflicht
wider sich selbst sei, fällt von selbst in die Augen. Die erste dieser
Erniedrigungen, selbst unter die tierische Natur, wird gewöhnlich durch
gegorene Getränke, aber auch durch andere betäubende Mittel, als den
Mohnsaft und andere Produkte des Gewächsreichs, bewirkt, und wird
dadurch verführerisch, daß dadurch auf eine Weile geträumte
Glückseligkeit und Sorgenfreiheit, ja wohl auch eingebildete Stärke
hervorgebracht, Niedergeschlagenheit aber und Schwäche, und, was das
Schlimmste ist, Notwendigkeit, dieses Betäubungsmittel zu wiederholen,
ja wohl gar damit zu steigern, eingeführt wird.
Gute Nacht!
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