von Friedrich Nietzsche
Dicht
neben dem Wehe der Welt, und oft auf seinem vulkanischen Boden, hat der
Mensch seine kleinen Gärten des Glücks angelegt. Ob man das Leben mit
dem Blicke dessen betrachtet, der vom Dasein Erkenntnis allein will,
oder dessen, der sich ergibt und resigniert, oder dessen, der an der
überwundenen Schwierigkeit sich freut, – überall wird er etwas Glück
neben dem Unheil aufgesproßt finden – und zwar um so mehr Glück, je
vulkanischer der Boden war –, nur wäre es lächerlich, zu sagen, daß mit
diesem Glück das Leiden selbst gerechtfertigt sei.
Gute Nacht!
Sonntag, 30. April 2017
Sonntag, 23. April 2017
Rückblick
von Eduard von Bauernfeld
Und so sind sie hingeschwunden,Gute Nacht!
Jahre, voll von Leid und Glück,
Tief im Innersten empfunden —
Lächelnd schau' ich jetzt zurück.
Diese Perlen sind die Früchte
Mancher kühnen Taucherfahrt;
Sie zu reihen gleich und dichte,
Ist dem Künstler aufbewahrt.
Sonntag, 16. April 2017
Rätselhaftes Ostermärchen
von Joachmin Ringelnatz
(nur mit Ei und Eier aufzulösen)
Der FrackverlOher HOnrich OstermOO kehrte am ersten OsterfOOtage sehr betrunken hOm. SOne Frau, One wohlbelObte klOne Dame, betrieb in der KlOsterstraße Onen OOrhandel. Sie empfing HOnrich mit den Worten: »O O, mOn Lieber!« DabO drohte sie ihm lächelnd mit dem Finger. Herr OstermOO sagte: »Ich schwöre Onen hOligen Od, daß ich nur ganz lOcht angehOtert bin. Ich war bO Oner WOhnachtsfOer des VerOns FrOgOstiger FrackverlOher. Dort hat Ones der Mitglieder anläßlich der Konfirmation sOner Tochter One Maibowle spendiert, und da habe ich denn sehr viel RhOnwOn auf das Wohl des verehrten JubelgrOses trinken müssen, wOl man ja nicht alle Tage zwOundneunzig Jahre alt wird.« Frau OstermOO schenkte diesen Beteuerungen kOnen Glauben, sondern sagte nochmals: »O O, mOn Lieber!« Worauf ihr PapagO die ersten zwO Worte »O O« wohl drOßigmal laut wiederholte. Über das GeschrO des PapagOs geriet HOnrich in solche Wut, daß er On BOl ergriff und sämtliche OOOO zerschlug. Frau OstermOOwurde krOdeblOch und lief, triefend von Ogelb, zur PolizO. Ihr Mann aber ließ sich erschöpft auf Onen Stuhl nieder und wOnte lOse vor sich hin. Bis ihm der PapagO von oben herab On OsterO in den Schoß warf. Da war alles vorbO.
Gute Nacht!
(nur mit Ei und Eier aufzulösen)
Der FrackverlOher HOnrich OstermOO kehrte am ersten OsterfOOtage sehr betrunken hOm. SOne Frau, One wohlbelObte klOne Dame, betrieb in der KlOsterstraße Onen OOrhandel. Sie empfing HOnrich mit den Worten: »O O, mOn Lieber!« DabO drohte sie ihm lächelnd mit dem Finger. Herr OstermOO sagte: »Ich schwöre Onen hOligen Od, daß ich nur ganz lOcht angehOtert bin. Ich war bO Oner WOhnachtsfOer des VerOns FrOgOstiger FrackverlOher. Dort hat Ones der Mitglieder anläßlich der Konfirmation sOner Tochter One Maibowle spendiert, und da habe ich denn sehr viel RhOnwOn auf das Wohl des verehrten JubelgrOses trinken müssen, wOl man ja nicht alle Tage zwOundneunzig Jahre alt wird.« Frau OstermOO schenkte diesen Beteuerungen kOnen Glauben, sondern sagte nochmals: »O O, mOn Lieber!« Worauf ihr PapagO die ersten zwO Worte »O O« wohl drOßigmal laut wiederholte. Über das GeschrO des PapagOs geriet HOnrich in solche Wut, daß er On BOl ergriff und sämtliche OOOO zerschlug. Frau OstermOOwurde krOdeblOch und lief, triefend von Ogelb, zur PolizO. Ihr Mann aber ließ sich erschöpft auf Onen Stuhl nieder und wOnte lOse vor sich hin. Bis ihm der PapagO von oben herab On OsterO in den Schoß warf. Da war alles vorbO.
Gute Nacht!
Samstag, 8. April 2017
Marginalien
von Edgar Allan Poe
Einen Blick in das Innere, in die Maschinerie jedweden Kunstwerks zu tun, zu sehen, wie da die Räder ineinander greifen, ist fraglos an sich schon ein großes Vergnügen, doch eines, dessen wir nur teilhaft werden können, sobald wir absehen von demjenigen Effekte, welchen der Künstler angestrebt hat. Und in der Tat, allzu oft begibt sich's, dass unser analytisches Reflektieren über Kunst eigentlich bloß dem Spiegelwerke im Tempel zu Smyrna gleicht, welches auch das holdeste Bild nur als ein verzerrtes zurückwarf.
Aufgefordert, in aller Kürze den Begriff Kunst zu definieren, könnte ich ihn nur bezeichnen als die Reproduktion dessen, was unsere Sinne durch den Schleier der Seele von der Natur wahrnehmen.
Die bloße Imitation der Natur, wie akkurat sie immer sein mag, berechtigt den Menschen noch lange nicht, sich den geheiligten Namen "Künstler" anzulegen, denn er war kein Künstler. Die Trauben des Zeuxis waren unkünstlerisch, man hätte sie denn mit eines Vogels Augen betrachtet, und nicht einmal der Vorhang des Parrhasios konnte über des Malers Mangel an Genie hinwegtäuschen.
Ich habe vom Schleier der Seele gesprochen. Dergleichen scheint in der Kunst unabdinglich zu sein. Wir sind jederzeit in der Lage, die Schönheit einer realen Landschaft zu verdoppeln, in dem wir bei ihrer Betrachtung die Augen halb schließen. Die nackten Sinne sehen bisweilen zu wenig, und zwar stets dann, wenn sie zu vieles sehen.
Gute Nacht!
Einen Blick in das Innere, in die Maschinerie jedweden Kunstwerks zu tun, zu sehen, wie da die Räder ineinander greifen, ist fraglos an sich schon ein großes Vergnügen, doch eines, dessen wir nur teilhaft werden können, sobald wir absehen von demjenigen Effekte, welchen der Künstler angestrebt hat. Und in der Tat, allzu oft begibt sich's, dass unser analytisches Reflektieren über Kunst eigentlich bloß dem Spiegelwerke im Tempel zu Smyrna gleicht, welches auch das holdeste Bild nur als ein verzerrtes zurückwarf.
Aufgefordert, in aller Kürze den Begriff Kunst zu definieren, könnte ich ihn nur bezeichnen als die Reproduktion dessen, was unsere Sinne durch den Schleier der Seele von der Natur wahrnehmen.
Die bloße Imitation der Natur, wie akkurat sie immer sein mag, berechtigt den Menschen noch lange nicht, sich den geheiligten Namen "Künstler" anzulegen, denn er war kein Künstler. Die Trauben des Zeuxis waren unkünstlerisch, man hätte sie denn mit eines Vogels Augen betrachtet, und nicht einmal der Vorhang des Parrhasios konnte über des Malers Mangel an Genie hinwegtäuschen.
Ich habe vom Schleier der Seele gesprochen. Dergleichen scheint in der Kunst unabdinglich zu sein. Wir sind jederzeit in der Lage, die Schönheit einer realen Landschaft zu verdoppeln, in dem wir bei ihrer Betrachtung die Augen halb schließen. Die nackten Sinne sehen bisweilen zu wenig, und zwar stets dann, wenn sie zu vieles sehen.
Gute Nacht!
Sonntag, 2. April 2017
Der April
von Erich Kästner
Der Regen klimpert mit einem FingerGute Nacht!
die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger.
O Widerspruch voll Harmonie!
Der Mond in seiner goldnen Jacke
versteckt sich hinter dem Wolken-Store.
Der Ärmste hat links eine dicke Backe
und kommt sich ein bisschen lächerlich vor.
Auch diesmal ist es dem März geglückt:
er hat ihn in den April geschickt.
Und schon hoppeln die Hasen,
mit Pinseln und Tuben
und schnuppernden Nasen,
aus Höhlen und Gruben
durch Gärten und Straßen
und über den Rasen
in Ställe und Stuben.
Dort legen sie Eier, als ob's gar nichts wäre,
aus Nougat, Krokant und Marzipan.
Der Tapferste legt eine Bonbonniere,
er blickt dabei entschlossen ins Leere -
Bonbonnieren sind leichter gesagt als getan!
Dann geht es ans Malen. Das dauert Stunden.
Dann werden noch seidene Schleifen gebunden.
Und Verstecke gesucht. Und Verstecke gefunden:
Hinterm Ofen, unterm Sofa,
in der Wanduhr, auf dem Gang,
hinterm Schuppen, unterm Birnbaum,
in der Standuhr, auf dem Schrank.
Da kräht der Hahn den Morgen an!
Schwupp sind die Hasen verschwunden.
Ein Giebelfenster erglänzt im Gemäuer.
Am Gartentor lehnt und gähnt ein Mann.
Über die Hänge läuft grünes Feuer
die Büsche entlang und die Pappeln hinan.
Der Frühling, denkt er, kommt also auch heuer.
Er spürt nicht Wunder noch Abenteuer,
weil er sich nicht mehr wundern kann.
Liegt dort nicht ein kleiner Pinsel im Grase?
Auch das kommt dem Manne nicht seltsam vor.
Er merkt gar nicht, dass ihn der Osterhase
auf dem Heimweg verlor.
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