von Karl Barth
Du
sollst Dir klar machen, dass die jüngeren, die Verwandten oder sonst
lieben Menschen beiderlei Geschlechts ihre Wege nach ihren eigenen
(nicht Deinen) Grundsätzen, Ideen und Gelüsten zu gehen, ihre eigenen
Erfahrungen zu machen und nach ihrer eigenen (nicht Deiner) Fasson selig
zu sein und zu werden das Recht haben.
Du sollst ihnen also
weder mit Deinem Vorbild noch mit Deiner Altersweisheit, noch mit Deiner
Zuneigung, noch mit Wohltaten nach Deinem Geschmack zu nahe treten.
Du sollst sie in keiner Weise an Deine Person binden und Dir verpflichten wollen.
Du
sollst Dich weder wundern noch gar ärgern und betrüben, wenn Du merken
musst, dass sie öfters keine oder nur wenig Zeit für Dich haben; dass Du
sie, so gut Du es mit ihnen meinen magst und so sicher Du Deiner Sache
ihnen gegenüber zu sein denkst, gelegentlich störst und langweilst und
dass sie dann unbekümmert an Dir und Deinen Ratschlägen vorbeibrausen.
Du
sollst bei diesem ihrem Tun reumütig denken, dass Du es in Deinen
jüngeren Jahren den damals älteren Herrschaften gegenüber wahrscheinlich
ganz ähnlich gehalten hast.
Du sollst also für jeden Beweis von
echter Aufmerksamkeit und ernstlichem Vertrauen, der Dir von ihrer Seite
widerfahren mag, dankbar sein. Du sollst aber solche Beweise von ihnen
weder erwarten noch gar verlangen.
Du sollst sie unter keinen
Umständen fallen lassen, sollst sie vielmehr, indem Du sie frei gibst,
in heiterer Gelassenheit begleiten, im Vertrauen auf Gott auch ihnen das
Beste zutrauen, sie unter allen Umständen lieb behalten und für sie
beten.
Gute Nacht!
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