aus dem Buch Sirach
Jeder Freund sagt zwar: Ich bin
auch dein Freund –; aber einige sind nur dem Namen nach Freunde. Wenn
ein Gefährte und Freund einem Feind wird, so bleibt der Gram darüber bis
in den Tod.
Ach wo kommt doch das Übel her, dass alle Welt so voll
Falschheit ist? Wenn's dem Freund gut geht, so freuen sie sich mit ihm;
wenn's ihm aber schlecht geht, werden sie seine Feinde. Sie stehen ihm
bei, wenn es um den Bauch geht; aber wenn es Kampf gibt, verstecken sie
sich hinter dem Schild. Vergiss den Freund nicht in deinem Herzen, und
denke an ihn, wenn du reich wirst.
Jeder Ratgeber will raten, aber
einige raten zu ihrem eignen Nutzen. Darum hüte dich vor dem Ratgeber:
Überlege zuvor, was ihm nützlich sein kann, denn er denkt vielleicht
daran, zu seinem Vorteil zu raten; lass ihn nicht über dich bestimmen,
damit er nicht sagt: Du bist auf dem rechten Weg –, selbst aber beiseite
steht und Acht gibt, wie es dir ergehen wird.
Berate dich nicht mit
dem, der dich missgünstig betrachtet, und vor denen, die dich beneiden,
verbirg deinen Plan. Man fragt ja auch nicht eine Frau um Rat, wie man
ihre Nebenbuhlerin freundlich behandeln soll, oder einen Ängstlichen,
wie man Krieg führen soll, oder einen Kaufmann, wie hoch er deine und
seine Ware schätzt, oder einen Käufer, wie teuer du etwas verkaufen
sollst, oder einen Missgünstigen, wie man denken, oder einen
Unbarmherzigen, wie man barmherzig sein soll, oder einen Faulen, wie man
viel arbeiten kann, oder einen für ein Jahr angeworbenen Tagelöhner, ob
seine Arbeit schon zu Ende ist, oder einen trägen Hausknecht, wie viel
man leisten kann.
Gute Nacht!
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