von Peter Altenberg
Wenn ich die Leute in den
Sanatorien so Revue passieren lasse --- lauter nette, feine, gescheite,
ruhige, anständige Menschen! Was macht es, dass sich einer für einen
Kaiser hält und für eine Fürstin. Alle sind ganz normal, bis auf eine
kleine, unscheinbare, fixe Idee.
Aber draußen, draußen, im Leben, da ist ein jeder voll von fixen Ideen!
Der
eine hat Ehrgeiz, wozu, weshalb?! Der andere will von einer geliebt
werden, die ihn nicht ausstehen kann. Einer stirbt vor Eifersucht wegen
einer, die es nicht einmal verdiente, dass man sich ihren Namen, viel
weniger ihre Adresse merke. Einer hofft ewig begehrenswert zu bleiben,
eine ewig taufrisch!
Einer glaubt etwas zu sein, weil eine, die
nichts ist und noch weniger, auf ihn „fliegt"! Einer läßt sich ein
hellblaues Samtgilet machen mit grünen Glasknöpfen. Einer zahlt einer
ein Kalbsfilet mit Spargelspitzen und ist überzeugt, bei ihr eine
Eroberung gemacht zu haben. Ein anderer zahlt noch mehr und ist noch
überzeugter!
Die begehrten Frauen fühlen sich wie in einem Irrenhaus.
Nur die begehrenden Männer nicht. Die sind zu borniert dazu. Die nehmen
alles ernst. Eine junge Dame sagte zu mir: „Daß wir die Männer
brauchen, das begreife ich! Als idiotische Würzen! Aber wozu sie uns
brauchen, das kann ich nicht begreifen!
Gute Nacht!
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