von Martin Luther King
Zunächst
müssen wir zur Vergebung fähig werden. Wer nicht vergeben kann, der
kann auch nicht lieben. Wir können nicht mit der Feindesliebe beginnen,
wenn wir nicht begreifen, dass wir denen immer wieder vergeben müssen,
die uns beleidigen und verfolgen.
Wir müssen auch begreifen, dass
Vergebung immer nur von dem ausgehen kann, dem Böses getan wurde. Der
Übeltäter kann um Vergebung bitten. Er kann zur Besinnung kommen wie der
verlorene Sohn, der reumütig zurückkehrte und sich von ganzem Herzen
nach Vergebung sehnte. Aber nur der beleidigte Nachbar, der liebende
Vater daheim können die Vergebung gewähren.
Wenn wir vergeben, so
bedeutet das nicht, dass wir so tun, als wäre nichts geschehen, oder
dass wir eine böse Tat nicht mehr beim Namen nennen. Vielmehr bedeutet
es, dass eine böse Tat nicht mehr als Schranke die Beziehungen stört.
Vergebung ist ein Katalysator, der die notwendige Atmosphäre für einen
neuen Anfang schafft. Vergebung ist das Abnehmen einer Bürde, das
Löschen einer Schuld.
Worte wie: "Ich vergebe Dir, aber ich werde nie
vergessen, was du mir angetan hast", können nie das wahre Wesen der
Vergebung ausdrücken. Gewiss kann man nicht vergessen, wenn vergessen
bedeutet, dass etwas völlig aus dem Gedächtnis verschwunden sein soll.
Wenn wir aber vergeben, so vergessen wir in dem Sinne, dass die Missetat
kein Hindernis mehr für eine neue Beziehung bildet. Auch: "Ich vergebe
dir, aber künftig will ich nichts mehr mit dir zu tun haben", ist
falsch. Vergebung bedeutet Aussöhnung, Wiederzusammenkommen. Niemand
kann ohne Vergebung seine Feinde lieben. Der Grad der
Vergebungsfähigkeit bestimmt den Grad der Möglichkeit, unsere Feinde zu
lieben.
Gute Nacht!
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