von Hermann Hesse
Was auf dem Lande sich von
selber versteht, die Stille der Nacht, ist doch für den Städter immer
wieder ein Wunder. Wer aus seiner Stadt heraus auf ein Landgut oder in
einen Bauernhof kommt und den ersten Abend am Fenster steht oder im
Bette liegt, den umfängt diese Stille wie ein Heimatzauber und Ruheport,
als wäre er dem Wahren und Gesunden nähergekommen und spüre ein Wehen
des Ewigen. Es ist ja keine vollkommene Stille. Sie ist voll von Lauten,
aber es sind dunkle, gedämpfte, geheimnisvolle Laute der Nacht, während
in der Stadt die Nachtgeräusche sich von denen des Tages so bitter
wenig unterscheiden. Es ist das Singen der Frösche, das Rauschen der
Bäume, das Plätschern des Baches, der Flug eines Nachtvogels, einer
Fledermaus. Und wenn etwa einmal ein verspäteter Leiterwagen vorüberjagt
oder ein Hofhund anschlägt, so ist es ein erwünschter Gruß des Lebens
und wird majestätisch von der Weite des Luftraums gedämpft und
verschlungen.
Gute Nacht!
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