von Rainer Maria Rilke
Manchmal gehe ich an kleinen
Läden vorbei, in der Rue de Seine etwa. Händler mit Altsachen oder
kleine Buchantiquare oder Kupferstichverkäufer mit ganz, ganz vollen
Schaufenstern: Nie tritt jemand ein bei ihnen, sie machen offenbar keine
Geschäfte: aber man sieht hinein, und sie sitzen und lesen, unbesorgt
(und sind doch nicht reich); sorgen nicht um morgen, ängstigen sich
nicht um ein Gelingen, haben einen Hund, der vor ihnen sitzt, gut
aufgelegt, oder eine Katze, die die Stille um sie noch größer macht,
indem sie die Bücherreihen entlangstreicht, als wischte sie die Namen
von den Rücken.
Ach, wenn das genügte: Ich wünschte manchmal, mir so
ein volles Schaufenster zu kaufen und mich mit einem Hund
darunterzusetzen für zwanzig Jahre.
Gute Nacht!
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