von Matthias Claudius
Mir wird allemal wohl, wenn ich einen Menschen
finde, der dem Lärm und dem Geräusch immer so aus dem Wege geht, und
gerne allein ist. Der, denke ich denn, hat wohl ein gutes Gewissen; er läßt die schnöden Linsengerichte stehen, und geht vorüber, um bei sich einzukehren, wo er beßre Kost hat, und seinen Tisch immer gedeckt findet.
Wehe den Menschen, die nach Zerstreuung haschen müssen, um sich einigermaßen aufrecht zu erhalten!
Doch wehe siebenmal den Unglücklichen, die
Zerstreuung und Geschäftigkeit suchen müssen, um sich selbst aus dem
Wege zu gehen! Sie fürchten, allein zu sein; denn in der Einsamkeit und
Stille rührt sich der Wurm, der nicht stirbt, wie sich die Tiere des
Waldes in der Nacht rühren, und auf Raub ausgehen.
Aber selig ist der Mensch, der mit sich
selbst in Friede ist, und unter allen Umständen frei und unerschrocken
auf und um sich sehen kann! Es gibt auf Erden kein größer Glück.
Gute Nacht!
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